Grunau Baby II b
Ein Baubericht von Axel Wrana in 2 Teilen
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Endlich habe ich meine Scheu
überwunden und traue mich an den Baukasten von Krick rann. Ich muss natürlich
gestehen, dass das Modell, welches ich von meinen Kollegen zum Abschied aus dem
Berufsleben bekam, umtauschte. Die 2,4 m Version sagte mir nicht so recht zu
und ich konnte ohne Probleme auf 3,4 m tauschen.
Nachdem ich mit einem Freund an einem gemeinsamen Modellabend mit dem Bau des Castors meine anfängliche Scheu verloren hatte, war die Zeit reif für den Beginn des Grunau Babys. Karin fuhr zu ihren Eltern, welch gute Gelegenheit sich in den Keller zu setzen und anzufangen.
Baubeginn war der 3.05.06
Doch der erste Schritt war es die Pläne zu studieren und die Bauanleitung zu lernen. Plan studieren ging ja noch, doch die Anleitung ließ mich erschauern. Na, kein Problem ich habe ja durch Zufall die Fachzeitschrift in der, der Bau beschrieben wurde. Oh, je – das lässt auf viel Arbeit und vor allem verbessern von Ungenauigkeiten schließen.
Mit einem Glas Wein sah die Sache dann zwar auch nicht besser aus, aber es beruhigte doch ungemein.
So, ab in den Keller. Wie in der Anleitung empfohlen, alle Teile aus den
Balsa- und Sperrholzbrettern entnehmen. Von wegen entnehmen. Die
Sperrholzbretter mussten mit der Dekopiersäge geschnitten werden. Die
Balsarippen sind unter aller Sau gestanzt. Schön geduldig sägte und schnitzte
ich alles aus und versuchte gleich eine Ordnung zu schaffen. Flächen in den
einen Kasten, Höhen- und Seitenleitwerk in die andere Kiste und zum Schluss
alles was mit Rumpf zu tun haben könnte.
Also ging es weiter die einzelnen Rippen zu sortieren. Wie kann man das Balsa bloß vernünftig beschriften. Die Hilfsleisten gingen gut auf der Kreissäge herzustellen. Was machen da nur andere, die diese Maschinen nicht haben?
Der Bauplan ist auf dem Tisch aufgespannt und fixiert. Mensch der Tisch reicht gerade mal in der Länge um alles unterzubringen. Die 3,4 Meter sind nun einmal 1,7 Meter für eine Hälfte. Aber zuerst Holme kleben und auch gleich schäften um die Länge zu erhalten. Nun wollte ich es aber wissen. Holm auf den Plan, fixieren und die Rippen verkleben. Wenn nur die Ausschnitte passen würden. Fast überall muss der Ausschnitt nachgearbeitet werden. Immer wieder schauen ob die Längsachse noch stimmt.Auch müssen die Rippen auf den Hilfsleisten aufliegen. Aber nicht meine Rippen. Schnell noch ein paar Holzstücke zum Beschweren.
Langsam nimmt die Flächenhälfte Gestalt an. Heute werden die Verstärkungen in den Hauptholmen eingepasst, die Hilfsleisten für die Querruder gesetzt und die Verstärkung für die Querruderanschläge gesetzt. In der Zwischenzeit weiß ich warum es lasergeschnittene Baukästen gibt. Mit dieser alten Stanztechnik macht man mehr am Balsa kaputt als dass es für den Baufortschritt hilfreich ist. Die Rippe 29 muss nun wirklich völlig aus der Norm geraten sein. Die passt nun ja gar nicht in die Reihe.
Meine bessere Hälfte ist immer noch weg und so kann ich beruhigt in den Keller gehen. Der Hund mault auch nicht, darf er doch unter dem Tisch bei seinem Herrchen sein. Heute sind die Querruderabschlussbögen dran. Kiefernleiste 5x3 mm in der Mitte schlitzen, in Wasser legen und anschließend biegen. Wenn man ungeduldig ist, so wie ich es war kommt man zu diesem zugegebenermaßen, gebrochenen Ergebnis.
Also doch eine Nagelschablone und ausreichend wässern. Kiefernleiste über Nacht in die Badewanne gelegt und am nächsten Tag gebogen. Irgendwie habe ich den Radius geschafft, doch der Anfang war etwas daneben. Also schäften – ich liebe schäften!
Die nächste Methode direkt auf dem Bauplan und über Wasserdampf geweichte Leisten war dann doch die erfolgreichste Methode. Das Ergebnis lässt sich auch sehen. Wer spricht hier eigentlich von mangelndem Erfahrungsschatz?
Endrippenbogen und Querruderendleiste ankleben. Wie soll man auf einer Fläche von 1x3 mm 12 Stellen gleichzeitig und mit welchem Kleber kleben. Weißleim Express stellte sich noch als die vernünftigste Art raus. Jetzt sind die Endbögen dran. Natürlich passt nichts. Die bereits erwähnte Rippe 28 spukt immer noch in die Suppe. Also ist schnitzen angesagt. Und diesmal wird gleich mit 5-Minuten Epoxy gearbeitet. Die paar Minuten hat man Zeit. Vor allen Dingen sind die Spalte vernünftig gefüllt und werden später sauber verschliffen.
Habe beim Schreiben eine künstlerische Pause eingelegt. In der Zwischenzeit sind die Querruderradbögen verklebt. Auch sind die Hilfsrippen in die Querruder eingeklebt und auch diese sind verschliffen. Leider war die angebliche Leiste für die Hilfsrippe nicht vorhanden. Mit Kreissäge und eigenen Balsabrett konnte ich mir weiterhelfen. Auch ist die erste Nasenleiste angebracht und eingepasst.
Um einen kleinen
Größenvergleich anzustellen – hier das Bild der linken Tragfläche. Die 3,45 m
kann man dann doch erahnen.
Eine doch böse Bemerkung von
Freund Peter lautete „Gewichtsvergleich passt aber nicht!“
Fortsetzung folgt
Teil 2
Zügig sollte es weitergehen, doch die Flugsaison hat bereits begonnen und bei schönem Wetter hat man nun wirklich keine Lust in den Keller zu gehen. So hat es wieder bis zum Herbst gedauert bis der notwendige Nerv vorhanden war.
Nachdem ich wieder alleine bin (Eltern werden besucht), habe ich vermeintlich unendlich viel Zeit um weiterzubauen.
Es geht mit der Beplankung, der unteren Rippenabdeckung, los. Geht
eigentlich zügig von der Hand, auch die Abdeckungen im Rumpfbereich lassen sich
mit einem scharfen Balsamesser gut bearbeiten und es macht keine Probleme, die
Beplankung einzusetzen. Natürlich nehme ich Weißleim. Macht etwas mehr Arbeit
und das Modell wird unwesentlich schwerer, aber es hält (entgegen Bauplan mit
Kontaktkleber). Unterseite ist fertig, also drehen und auf die obere, vordere
Rippenbeplankung gehen.
Dazu muss aber zuerst die zweistufige Störklappe eingepasst und die Anlenkung gebogen werden. Auch muss die richtige Rudermaschine bestellt werden. Hier war es sehr hilfreich direkt mit dem Hersteller der Fa. Krick sprechen zu können. Auch wurde die Anlenkung der Querruder diskutiert. Ich habe mich entschlossen die Rudermaschine direkt unter die vordere Beplankung zu setzen und auf den langen Bowdenzug zu verzichten. Fest eingebaut wurde aber nur die Rudermaschine für die Störklappen, beim Querruder warte ich noch ab, mit welchem Typ ich arbeiten werde. Späterer Wechsel ist nur mit dem Aufschneiden der Beplankung möglich. (in der Zwischenzeit habe ich die Rudermaschinen gegen starke Servos mit Metallgetriebe getauscht – nach Fertigstellung) Nun wende ich mich an die Querruder. Dazu werden die Rippen abgetrennt, eben geschliffen und mit einer Hilfsleiste beplankt. Nun kommen die Rippenverstärker im Querruder dran. Richtige Fummelarbeit. Die Hilfsleisten werden nach Plan gehobelt und geschliffen. Verstärkungsstücke im Ruderscharnierbereich und für das Ruderhorn eingeklebt.
Verstärkungsplatte für
Querrudermaschine eingeklebt, Fixierung eingesetzt und Befestigungsbügel mit
Servo verschraubt. Schlitze für Ruderscharniere eingepasst und
Querrudergestänge eingepasst. Nun kommt die letzte Beplankung und die
Querrudermaschine verschwindet. Noch die Nasenleiste ankleben und verschleifen.
Das ausgetrennte und fertige Querruder
Alles was gerade geschrieben
wurde beginnt nun mit der zweiten Flächenhälfte. Eigentlich geht es
zügiger von
der Hand. Auch habe ich den Eindruck, dass die zweite Fläche exakter stimmt als
die erste. Wie steht es schon in der Baubeschreibung, "Ein Holzflieger ist nie
gerade"! Da ist viel Wahrheit dran..
Nun mache ich mich an das Höhenleitwerk. Auch hier ist der reine Aufbau schnell bewältigt. Nur diese Fummelarbeit von Rippenverbindern (Balsa 2mm dick und 3 x 5 mm) abgesetzt in die Rippen passgenau einzubringen – schrecklich.
Und nun der große
Augenblick, der Rumpf ist dran.
Zuerst die
Hilfskonstruktion, damit der Rumpf mit seinen Spanten aufgebaut werden kann. Ein
entsprechendes Baubrett in ausreichender Länge wird gefunden und die Leisten
sind schnell aufgeschraubt. Was jetzt kommt ist wieder richtige Fummelarbeit.
Die Spanten sind auf den Leisten mit Schablone exakt auszurichten. Ohne Hilfe
von meiner Frau wäre ich verzweifelt. Aber auch dies wurde geschafft. Wieder
einmal Leisten in Form biegen. In der Zwischenzeit hat man ja Übung im
Schlitzen von Leisten, Nagelbrettern anfertigen und anschließendem Leimen. Dies
ist der obere Rumpfgurt, zwei mal war dieser erforderlich.
Neben all den Verstärkungsstegen, Zusatzrippen Schraubaufnahmen usw.
entsteht letztlich ein richtiges Rumpfgebilde. Aufnahmen für Befestigungen für Flächenstreben einpassen und verkleben und
Schlagmuttern für die Befestigungen von Höhenleitwerk und Flächen.Landekufe
einharzen, Streben für
Höhenleitwerk und Flächen anpassen und verbohren. Rumpfbeplankung, im vorderen
Bereich unterlegt mit 1 mm Sperrholz, aufsetzen. Die letzte Beplankung über dem
Flächendom zum Leitwerk machte jedoch viele Probleme. Das Balsa ließ sich
einfach nicht in die drei Ebenen verbiegen. Die Folge war ein Reißen des
Balsazuschnittes und ein anschließendes Schäften. Bei Ebenschleifen wurde ich
zu dünn und brach durch. Also nochmals von vorn.
Der Aufbau des kurzen
Seitenruderstummels war schnell erledigt. Der Bau des Seitenruders wieder
einmal echte Fummelarbeit für einen Holzwurm. Auch hier wieder die feine
Detailarbeit mit den kleinen Balsaversteifungsecken. Das Ergebnis lässt sich
aber sehen.
Das gleiche geschah mit dem Höhenruder und dem Höhenleitwerk. Wirklich etwas für einen alten Holzfuchs. Frei hängend und mit viel Liebe zum Detail war auch diese Arbeit geschafft. Man sollte sich bei solch einem Projekt niemals die Frage stellen, ob sich der Aufwand rentiert. Er tut es nicht – oder doch?
Den Zusammenbau von Fläche und Rumpf konnte ich nach viel Messarbeit an einem Abend bewältigen. Erschwerend kam hinzu, dass ich die Schlagmuttern erst nachträglich einsetzte. Natürlich Blödsinn, doch es war so.
Nach wirklich vielen
Anpassungsarbeiten und vor allem Schleifarbeiten konnte das Baby bereits die
erste Modellausstellung im Rohbau absolvieren.
Nach Feinschliff mit 400er
Wasserschleifpapier (natürlich trocken) geht’s nun ans Bügeln der Bespannung
mit Oratex Antik. Mein Clubfreund Helmut war hier sehr hilfreich, ich selbst
habe mit dem Bügeln noch keine Erfahrung. An einem Abend schafften wir
tatsächlich die beiden Flächen. Es sieht einfach toll aus und lässt die grazile
Eleganz erahnen.
Nun sollte es nur noch ein
paar Tage dauern bis alles fertig bespannt war. Dabei musste ich erkennen, dass
der Zeitaufwand für die Bespannung nicht unbedingt von der Größe des Bauteiles
abhängt.
Und so sehen glückliche
Besitzer eines Antikseglers vor dem Jungfernflug aus.
Zu guter Letzt bekam mein Baby noch einen anständigen Piloten in die offene Kanzel verpasst und wir waren bereit zum Erstflug. Dies sollte mit Uwe´s Piper gut funktionieren (2,8 m Spannweite und einem 62 cm³ Motor).
Am Samstag den 22. April 2007 war es dann soweit. Kraftvoll zog die Piper das Baby in die Luft. Helmut übernahm die Funktion des Testpiloten. Der Erstflug war geschafft. Das Baby fliegt, zwar noch nicht so ausgewogen und gleitend wie es sich gehört, doch der Anfang ist gemacht. Das brachten die nächsten Flüge und nun erstrahlt das Baby mit der Eleganz eines antiken Seglers.
Axel